Der Countdown läuft...
- steffigeisler
- Jul 10, 2015
- 3 min read

Einer geht, und noch einer, und noch einer, und einer mehr und es hört gar nicht mehr auf.
Hier wird noch einmal gefeiert, dass man eine so wundervolle Zeit miteinander verbracht hat, dort streckt man noch einmal seine Arme aus, um zu sagen "Das hier wird für sehr lange Zeit unsere letzte Umarmung gewesen sein...oder vielleicht auch für immer".
Ein letztes Lächeln, ein wenig gezwungen, weil die Seele gar nicht so recht weiß, ob sie lachen oder weinen soll, bevor man sich umdreht und die Wege sich trennen.
Vermutlich ist es gerade sehr einfacher für diejenigen, die Hohepa verlassen, aus Wharerangi ausziehen und Neuseeland verlassen, um in ein neues Abenteuer zu stürzen, als für diejenigen, die noch hier bleiben.
Okay, ich kann hier eigentlich nur für mich sprechen, denn wie die anderen Freiwilligen das Abschiednehmen wahrnehmen, weiß ich nicht. Vermutlich ein wenig positiver und stabiler, als es bei mir gerade der Fall ist.
Mittlerweile sind schon zwei drei Freiwillige aus Clive nach Hause geflogen und vier Freiwillige plus ein "Payed Worker", mit denen ich hier zusammengelebt habe.
Durch all die Abschiede erscheint es mir, als würde Schritt für Schritt auch ich schon gehen, obwohl ich noch immer hier bin, noch immer in das Alltagsgeschehen involviert bin, noch immer das Leben führe, für das ich mich vor gut elf Monaten entschieden habe.
Das Abschiednehmen passt dennoch nicht in meine Realität hinein, meine Vorstellungskraft reicht nicht aus, um zu verstehen, dass mir die gleiche Prozedur in sechs Wochen blüht.
Sechs Wochen...etwas mehr als ein Monat...
Ich weiß, dass ich nun bereit bin, um bald abzureisen, ich weiß, dass ich mich unglaublich darauf freue, wieder nach Hause zu kommen, ein neues Kapitel zu beginnen, all die Menschen wiederzusehen, zu denen ich während meiner Abstinzenz nur noch durch elektronische Mittel Kontakt haben konnte, ja, ich weiß all diese Dinge.
Aber trotzdem kann ich mir noch nicht vorstellen, diesen Ort hier zu verlassen.
Einfach mein Zimmer aufzugeben, es für eine andere Person freizumachen, all die Persönlichkeit wieder wegzuwischen und für eine neue Platz machen...
Gerade wirkt alles so paradox:
Ich bin noch da und doch denke ich schon sehr häufig an zu Hause...
Ich habe mich so sehr an all das hier gewöhnt - daran, dass ständig jemand um mich herum ist, daran, dass ich hier in einer riesigen WG lebe, daran, dass ich hier mein eigenes Ding mache, daran, dass ich hier auf mich allein gestellt bin, darauf, dass ich so sehr in das Leben eingebunden bin, einen Job habe und vierzig Stunden in der Woche arbeite.
Wann werde ich realisieren, dass das bald alles nur noch eine Erinnerung sein wird? Dass sich all das, was ich hier erlebe und erlebt habe, sich nur noch in meinem Kopf abspielen wird und auf Bildern zu sehen ist?
Wann werde ich realisieren, dass ich in sechs Wochen nicht mehr in einer riesigen WG leben werde, die Menschen, die ich hier kennen und lieben gelernt habe, nicht mehr um mich herum sein werden, aber dafür wieder die Menschen, die auch schon vor diesem Jahr an meiner Seite standen?
Die letzten Tage haben sich schwierig gestaltet - diese Abschiede regen sehr zum Nachdenken an, aber ich hoffe, dass sich der letzte Monat noch einmal intensiv und schön gestaltet, denn bis dahin wird erst mal keiner mehr abreisen und die Truppe, die jetzt noch übrig geblieben ist, bleibt bis zum Schluss.
Ich bin gespannt, was mich nun noch erwartet, und ich weiß, dass ich jetzt noch einmal den Gedanken an meine Rückreise ausschalten sollte, aber vielleicht ist es auch wichtig, ihn mehr oder weniger im Hinterkopf zu haben, damit der endgültige Tag der Rückreise dann nicht wie ein Stich in einen Luftballon oder das unsanfte Erwachen aus einem sehr, sehr langen Traum sein wird.
Diese Vergleiche sollen nicht negativ klingen...ich freue mich sehr darauf, wieder zurückzukommen und all das, was und wen ich liebe endlich wieder um mich zu haben.
Ich glaube, das Schwierige wird die "transition" - die komplette Veränderung meines Umfelds, meines Alltags.
So...das war noch einmal ein kleiner Gedankengang am Rande...Damit ihr auch wisst, wie ich mich gerade so fühle ;-)
Tschüssi :)
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