South Island Part XI
- steffigeisler
- Jan 18, 2015
- 7 min read
Aufwachen im Hippie Camp! Allein das ist schon eine Erfahrung, wenn im Zelt keine meiner Gefährtinnen zu finden ist und ich völlig planlos durch die Gegend laufe (was mir den ein oder anderen schrägen Blick von anderen Campern nicht erspart!).
Nachdem ich sie trotz meiner Suche (ohne Kontaktlinsen, was sowieso schon ein Hindernis darstellt...) nicht finden kann, entschließe ich mich schulterzuckend und mit einem "Was soll's, die werden schon wieder auftauchen" in meinem Kopf dazu, mich in die Sonne zu setzen (Jaaaa, es ist noch immer SONNIG!!!! und WARM!!!), mich von diesem außerordentlich kreativ eingerichteten Camp (wenn man auf's Klo geht, kann man sich während seines Geschäfts auf die Wände konzentrieren, die sind voll von Zitaten und Songtexten :D) inspirieren lassen.
Kurze Zeit später trudeln Anne und Lea ein - mit einer leckeren Frucht, deren Namen ich leider schon wieder vergessen habe.
Wir beschließen, uns nicht mehr all zu lang hier aufzuhalten, sondern nur noch zu frühstücken und uns dann auf den Weg zum "Golden Bay" zu machen, denn das ist unser nächstes Ziel.
Hierbei handelt es sich um eine große Bucht mit einem wunderschönen Strand - und was kann man sich an einem warmen, sonnigen Tag Schöneres vorstellen, als am Strand ein wenig zu entspannen?

Als wir nach einem kleinen Zwischenstopp @ Te Waikoropupu Springs (das sind "Quellen" in einer Art großem Teich, in dem das Wasser UNHEIMLICH klar ist, wie das Bild zeigt) schließlich dort ankommen, bin ich erst einmal ein wenig entmutigt, denn der Strand ist nicht wie erhofft direkt in der Nähe des Parkplatzes, sondern liegt hinter einigen Hügeln, die man zunächst überqueren muss. Auf uns wartet eine circa dreißigminütige Wanderung! Und mal wieder sind natürlich sehr viele Touristen unterwegs (und ja, ich weiß, wir sind auch Touristen und haben bloß die gleichen Gedanken wie alle anderen auch, aber es stört trotzdem den Flair des Ortes ein wenig! xD), sodass man sich auf dem engen Pfad schon ein wenig aneinandervorbeiquetschen muss.
Letztendlich bin ich jedoch froh, dass wir diese kleine Wanderung machen müssen, denn der Ausblick ist wirklich wundervoll und zeigt erneut Neuseelands Vielfalt, denn Sandstrand und Bergluft liegen hier sehr, sehr nah aneinander.


Als wir die Hügel und den irgendwann sehr sandig und anstrengend werdenden Weg überstanden haben, erstreckt sich vor mir eine andere Welt...Überall, wohin ich auch blicke, sehe ich SAND. Das hier ist wohl der sandigste Ort, an dem ich jemals gewesen bin. Es ist unfassbar beeindruckend und gepaart mit dem schönen Wetter kann ich mir in diesem Moment keinen Platz vorstellen, an dem ich gerade lieber wäre (auch wenn der Weg zum richtigen Strand am Meer doch sehr anstrengend ist, denn wir müssen auch über recht große SandHÜGEL laufen und ich komme mir vor wie in einer Wüste).


Wir lassen uns schließlich am schattigen Eingang einer Art Grotte nieder, die sehr nah am Wasser gelegen ist, dann entschließen sich Lea und Anne (natürlich - die beiden Wasserratten xD) dazu, erst einmal das Meer aufzusuchen. Ich bleibe allerdings zurück (immerhin muss ja auch jemand auf unsere Sachen aufpassen!! Und nein, das ist natürlich keine Ausrede, um nicht mit ins kalte Wasser springen zu müssen ;)) und gönne mir ein wenig Ruhe von allem. Ich breite mich auf meinem Handtuch aus und kurze Zeit später liege ich tiefenentspannt und musikhörend da und beobachte das, was um mich herum geschieht, bis ich mehr oder weniger einnicke.
Viel zu früh wollen wir dann schon weiter - ich habe das Gefühl, dass ich gerade erst fünf Minuten hier herum lag, doch die Zeit läuft uns wohl schon wieder davon.
Das stört mich wirklich sehr, denn ich hatte mir ausgemalt, dass wir den ganzen Tag hier verbringen und uns einfach mal auf eine einzige Sache konzentrieren können, anstatt noch weitere Touristenziele abzuklappern. Aber ich füge mich der Mehrheit und so machen wir uns auf den Weg zum Auto.
Als wir schließlich einige Kilometer gefahren sind und ich aus meinem Schlaf auf der Rückbank erwache, teilen mit Lea und Anne mit, dass wir mittlerweile schon auf Reserve fahren und die nächste Tankstelle laut Campermate noch ziemlich weit entfernt ist.
Und so beginnen wir aus Spaß mit der "Ruderbewegung", die unser winziges Autochen dann zumindest manchmal mehr oder weniger vorantreibt (zumindest reden wir uns das ein:D) :D.
Dann heißt es "Vooooor, zurüüück, vooor, zurüüück!" und schon bald spüren wir, dass dies ein ziemlich gutes Training für unsere nicht wirklich ausgeprägten Bauchmuskeln ist!
Wir kämpfen noch weiter und sehen dann tatsächlich irgendwann eine Tankstelle, doch ausgerechnet diese kann keine Kreditkarten lesen! Aber Hilfe naht, denn andere Menschen haben dasselbe Problem wie wir und können uns schließlich damit beruhigen, dass sie von anderen Leuten die Information erhalten haben, ganz in der Nähe sei noch eine andere Tankstelle.
Und dann machen wir uns auf die Suche. Zuerst fahren wir an der Tankstelle vorbei (ja, natürlich muss uns so etwas wieder passieren, es reicht ja nicht, dass wir sowieso schon Angst haben, bei jedem weiteren gefahrenen Meter stehen zu bleiben xD), doch dank des diesmal tatsächlich vorhandenen GPS Signals finden wir sie dann doch noch und können schließlich erleichtert aufatmen.
Nach dieser nervlichen Strapaze kann's dann aber zurück nach Nelson gehen, denn dorthin wollen wir noch einmal zurückkehren, um auch die Reggae-Night in einer Bar nicht zu verpassen.
Dieses Mal sind wir dann auch so schlau und buchen per Anruf schon vor sechs Uhr ein Zimmer in einem Hostel (auch wenn das nicht so einfach ist, wenn man mitten im Nirgendwo ist und dementsprechend der Empfang mal wieder komplett raus ist) und da wir aufgrund unseres Benzinproblems viel Zeit verloren haben, kommen wir dann doch später an, als geplant.
Abends um zehn Uhr sind wir dann endlich soweit - frisch geduscht und verhungernd geht's nach draußen und Anne und ich können es schließlich nicht mehr aushalten und kaufen uns am nächstbesten "Kiosk" Fish & Chips (und OH MEIN GOTT war dieses Mahl grässlich!!! Ich habe vermutlich noch nie so furchtbare Pommes gegessen......).
Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten schaffen wir es aber dennoch, die Bar wiederzufinden und als wir dort eintreten, ist der Reggae-Artist bereits am Werk. Und er ist SO gut, dass Bob Marley vermutlich vor Neid erblasst wäre xD.
Aber irgendwie scheint dies keinen so wirklich zu interessieren. Ein paar Leute spielen Billard, einige sitzen an der Bar, aber mehr ist dann auch nicht los.
Anscheinend spielt er dort jeden Montag, sodass einige vielleicht auch schon an ihn gewöhnt sind und nunja, auch der Wochentag spricht nicht gerade dafür, dass sich viele Menschen um diese Uhrzeit in eine Bar begeben.
Doch - wen seh' ich da? Tatsächlich treffen wir Connan (das ist einer von denen, die zwei Nächte zuvor mit uns in Nelson nach unseren Clubbesuchen gejammt haben) wieder.
Zunächst scheint er uns nicht zu erkennen, doch als wir schon fast auf dem Weg nach draußen sind, fassen wir uns ein Herz und machen auf uns aufmerksam. Und dann erkennt er uns.
Wir quatschen kurz und er ist mindestens genau so erstaunt uns hier wiederzusehen, wie wir, IHN hier wiederzusehen.
Und das ist schließlich der Anfang der eigentlichen "Story des Tages".
Nachdem wir uns entschieden haben, doch noch zu bleiben, kommt der Reggae-Artist in seiner Pause plötzlich an unseren Tisch.
Er teilt mir mit, dass er von einem Kumpel (und das kann dann nur Connan gewesen sein xD) gehört habe, dass ich eine gute Stimme hätte. "Feel free to play!", bietet er mir an. Und kurz darauf verschwindet er für kurze Zeit, um mit dem Barkeeper zu sprechen. Als er schließlich zurückkommt, hat er folgendes Angebot für mich: "If you play four songs
you will get a drink for free!", sagt er.
Und ich antworte nur scherzhaft, dass ich den Drink vermutlich eher vor dem Auftritt brauche (Ihr kennt ja sicherlich alle den Spruch "Schüchtern bin ich nüchtern, [...]" usw. ;-)). Doch das hat der Gute wohl nicht als Scherz verstanden und so steht tatsächlich wenige Minuten später ein leckerer Mix aus 43er und Orangensaft vor mir! Nur...Moment mal...Jetzt gibt's dann wohl kein Zurück mehr. Die Bar hat schon ihren Preis gezahlt.
Ich spüre, wie ich langsam aber sicher SEHR aufgeregt werde und verschwinde schließlich für einige Momente auf der Toilette.
Als ich mich im Spiegel ansehe, atme ich erst einmal tief durch und frage mich, warum ich eigentlich so aufgeregt bin. Ich habe nichts zu verlieren - mich kennt hier niemand, ich kann mich einfach nur dorthin setzen und entspannt ein paar Songs spielen.
Und diese Zeit genießen.
Erneut geht mir der Satz "Hör' einfach auf, Angst zu haben" durch den Kopf" und schon kurze Zeit später zeigt er tatsächlich Wirkung.
Nachdem ich mich einmal kurz umgesehen habe, singe ich ein paar Töne, um meine Stimme zu prüfen, atme noch einmal tief durch und verlasse mit einem Lächeln die Toilette.
Kurz darauf finde ich mich schließlich auf dem Hocker wieder, auf dem zuvor noch der Reggae-Künstler gesessen hat.
Er vertraut mir seine Gitarre an und ich darf mir seine Sonnenbrille aufsetzen - als ich ihn fragte, warum er sie beim Spielen nicht absetzt, erklärt er mir, dass er dadurch seine Scheu ablegen kann und er die Menschen nicht wirklich wahrnimmt.
Gut, darauf bin ich eigentlich auch schon vorher gekommen, aber eigentlich ist das ein recht gutes Mittel, wenn man doch noch ein wenig aufgeregt ist.
Schließlich stelle ich mich kurz vor, sage, dass ich nun ein paar Songs spielen werde und zupfe dann meine ersten Töne.
Mein erster Song ist ein deutscher - "Nur ein Wort".

Dieses Lied begleitet Lea, Anne und mich seit unseres ersten Besuches in Wellington, als wir dort abends in der Straße gesungen haben.
Und es ist sowieso besser, deutsche Lieder zu singen, wenn man in einem englischsprachigen Land ist, denn dann ist es egal, wenn man den Text mal nicht so ganz drauf hat oder ein paar Zeilen vertauscht, denn das merkt dann sowieso keiner :D.
Doch mit jeder weiteren Minute versinke ich tiefer in meiner Musik und brauche die Sonnenbrille eigentlich gar nicht mehr, da ich meine Augen häufig geschlossen habe und meine Aufregung komplett verfliegt.
Eigentlich genieße ich es nur noch, dort zu spielen, mal wieder meine Grenzen überwunden zu haben und nicht zu schüchtern gewesen zu sein, um diese Chance zu nutzen.
Ich ernte Applaus. Das macht mich stolz und gibt mir einen Schub an Selbstbewusstsein.
Nachdem ich schließlich den vierten Song beendet habe und an unseren Tisch zurückkehre, kommt auch der Reggae-Künstler erneut vorbei und scheint tatsächlich recht begeistert zu sein, was mir natürlich schmeichelt. Komplimente kann ich so von "Face to Face" nicht so gut verarbeiten. Da weiß ich doch nie, was ich sagen soll :D Also bedanke ich mich einfach.
Er will mir noch einen weiteren Drink ausgeben (natürlich lehne ich diesen zunächst höflich ab, doch letztendlich lasse ich mich "überreden" :D) - und auch Lea und Anne kommen nicht zu kurz, denn es folgt ein ganzer Krug Bier mit drei Gläsern.
Und danach kommt auch Connan zu uns und spendiert uns ebenfalls noch etwas.
Lea und Anne beschließen daraufhin kurzerhand, dass ich einfach meine Manager werden, wenn es mit der Verpflegung dann so gut läuft wie jetzt :D.
Wir verbringen den restlichen Abend mit Conan und dem Reggae-Künstler, der sich auch nur als ganz normaler Mensch entpuppt und nicht diese Star-Aura besitzt, die man talentierten Künstlern zuspricht.
Letztendlich liegen wir dann im Bett, als es schon fast wieder hell wird, doch das hat sich definitiv gelohnt.
Ich glaube, die Erinnerungen an Nelson werden nie richtig verblassen, denn hier habe ich wunderbare Grenzerfahrungen gemacht.
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