South Island Part IX & X
- steffigeisler
- Jan 16, 2015
- 6 min read
Aufsteheeeen...es ist Zeit für unser nächstes Abenteuer! Und das heißt: Moria Gate Arch! Nach einem netten Frühstück geht's los zur "Herr der Ringe"-Stätte.
Zwar weiß ich nicht ganz genau, was jetzt dort gedreht wurde, aber bei Campermate wird es als Location der Trilogie angezeigt. Und da sagen wir doch nicht Nein ;) Schon auf der Karte wird klar deutlich: Wir werden tief in die "Pampa" fahren, denn unser Ziel liegt mitten im Nirgendwo in einem sehr großen Nationalpark (und es führt auch nur eine einzige Straße dorthin, die noch nicht einmal auf der Karte angezeigt wird). Bis zum Beginn des Nationalparks wartet erst einmal wieder eine lange Zeit im Auto auf uns, einen kleinen Zwischenstopp machen wir in Westport, wo wir eine Seehundkolonie mit süßen kleinen Seehunden betrachten können, doch ansonsten fahren wir straight durch. Und dann sind wir da - ein Schild zeigt uns an, dass wir nun in den Nationalpark hineinfahren. GPS? Fehlanzeige. Naja, aber man kann ja auch nicht viel falsch machen, wenn es nur eine Straße gibt. Trotzdem erleben wir schließlich die unglaublichste Fahrt der Welt :D Der Straßenuntergrund besteht einfach nur aus Schotter und für zwei Autos nebeneinander ist eigentlich auch kein Plaz.
Das bedeutet: Kommt uns jemand entgegen, wird es erst einmal kritisch. Also fahren wir kontinuierlich 20-30 km/h (was natürlich nicht bedeutet, dass andere Autos das genau so handhaben!!) und brauchen eine gefühlte Ewigkeit, bis wir schließlich auf dem Parkplatz ankommen, der uns alle aufatmen lässt. Zwischenzeitlich hatten wir nämlich das Gefühl, dass wir absolut "lost" sind - und nicht nur der Schotter und die enge STraße waren uns ein Dorn im Auge, sondern auch der Blick aus dem Fenster, denn manchmal ging es schon ECHT steil herunter. Nach dieser anstrengenden Fahrt, die einem tatsächlich sehr viel Konzentration abverlangte (ich spreche aus Erfahrung, da ich diese Strecke zurückgefahren bin und dort erst die engen Kurven und die Löcher in der "Straße" RICHTIG zu spüren bekommen habe), heißt es erst einmal: Lunch! Schnell wird Couscous mit unserem wundervollen Campingkocher "gekocht", Thunfisch und Tomatensauce sowie eine Dose Mais hinzugegeben und tadaaaaa - fertig ist das Mittagsmahl. Gestärkt kann's dann losgehen. Eigentlich sind wir auf einen Zwei-Stunden-Walk eingestellt, doch überraschenderweise zeigt uns ein Schild an, dass uns nur ein Fußmarsch von circa 20 Minuten erwartet (dagegen habe ich auch nichts). Und dann laufen und laufen wir und schwitzen, denn es ist ziemlich warm draußen, doch der Schweiß bricht uns dann TATSÄCHLICH erst richtig aus, als wir die Öffnung sehen, durch die wir hinunter zur Höhle, zu unserem Ziel, klettern müssen.

"Da sollen wir durch???", ist unser Gedanke, denn schaut man von oben dort hinein, ist es erst mal recht dunkel. Doch wir sind ja keine Angsthasen, also - los geht's.
Eigentlich kann ich jetzt dazu nur noch eines sagen:
Es lohnt sich.


Ich glaube, dass dieser Platz einer der schönsten ist, die ich bisher auf der Südinsel gesehen habe. Kaum sind wir "unten" angekommen, spüre ich die Magie dieses Ortes. Wir sind tatsächlich in einer Art Tropfsteinhöhle angekommen, an der ich am liebsten stundenlang einfach so herumgesessen hätte. Dies ist der perfekte Ort, um zur Ruhe zu kommen, Musik zu hören, sich kreativ zu betätigen. Dieser Ort steckt voller Inspiration... Und kein Bild dieser Welt kann das einfangen, was ich dort gesehen habe. Wir haben es versucht - ich habe auch Bilder gemacht und diese bekommt ihr hier zu sehen, aber das ist nicht einmal annäherungsweise das, was ich in diesem Moment sehe und fühle.




Leider verbringen wir nicht so viel Zeit an diesem Ort, wie ich mir erhofft habe, denn wir haben noch einen weiten Weg vor uns: Wir wollen noch an diesem Abend Nelson erreichen. Und das heißt: 8938740209476 Kilometer hoch in den Norden! Letztendlich kommen wir abends gegen 21:00 an, doch das ist zu spät, um (wie wir es eigentlich geplant hatten) in einem Hostel einzukehren. Zwar versuchen wir es bei dem ein oder anderen, aber entweder sind die Hostels bereits schon voll, oder die Rezeption unbesetzt (bzw. kommen wir erst gar nicht mehr hinein, weil die Türen bereits verriegelt sind). Das heißt: Campen. Aber wo?? Free Campground? - Fehlanzeige. Okay, also einen teuren Holidaypark anfahren. Zahlen müssen wir dann halt morgen. Als wir schließlich (mal wieder im Dunkeln) unser Zelt aufgebaut haben, ziehen wir uns schnell um, versuchen uns im Autospiegel ein wenig "schick" im Gesicht zu machen und dann geht's ab auf die Partymeile! Immerhin ist es Samstagabend und wir waren in der ganzen Woche noch gar nicht richtig feiern. Das soll jetzt nachgeholt werden. So wandern wir durch die Bars, die eine große Vielfalt an Musik bieten - von Trance über House bis zu Charts-Musik (inklusive DJ Ötzis "Heeeeeeey Baby!", das aber letztendlich eher dazu dient, die Leute alle um drei Uhr aus dem Laden zu schmeißen). Wie immer sind wir dann um drei Uhr noch nicht richtig ausgelastet - ist wohl noch eine deutsche Angelegenheit, dass wir unter "Partys" eher "Durchmachen" verstehen ;) Und da kommt es uns ganz gelegen, dass vor dem Club, den wir als letztes besucht haben, ein älterer Herr mit einer Gitarre aufzufinden ist, der auch gern einmal sein Schätzchen mit anderen Jugendlichen teilt, und so kommt es, dass wir noch bis um fünf Uhr mit mehreren Leuten zusammensitzen und einfach Jammen (das wird mir als Musikliebhaber auf jeden Fall für immer in Erinnerung bleiben)!! Natürlich führt das auch dazu, dass man neue Kontakte knüpft und so tauschen wir mit einem netten Menschen, der in Nelson zu Hause ist, Nummern aus - er bietet uns an, uns morgen etwas von Nelson zu zeigen, wenn wir Lust darauf hätten. Was haben wir zu verlieren? Er scheint nett zu sein und kennt sich aus, was kann uns Besseres passieren?
Tatsächlich meldet er sich am nächsten Morgen (während wir bei McDonalds einen Eiskaffee zum Frühstück schlürfen xD) und fragt, was wir denn nun so vor haben. Und kurz darauf beginnt das Abenteuer: Wir fahren alle zusammen zu einem Fluss. Der ist superschön und so warm, dass sogar ICH darin schwimmen gehen kann!!! (Davon abgesehen ist das Wetter auch supergut - so wie wir es uns vom Norden der Südinsel erhofft haben).
Doch das ist nur der Anfang - nach einiger Zeit fahren wir nämlich zu einer anderen Stelle des Flusses, die an 10-11 Meter hohen Klippen gelegen ist. Und an einer Stelle kann man herunterspringen. Ganz genau. Die Klippe ist 10-11 Meter hoch. Zunächst habe ich gedacht, okaaay, da springe ICH schon mal nicht herunter.

Aber als ich dann dort oben stand, musste ich plötzlich an einen Moment denken, den ich erst kürzlich erlebt habe und die ich auch schon in meinem Blog beschrieben habe: Das Balancieren über die Rohrleitung.
"Hör einfach auf, Angst zu haben", geht mir in diesem Moment durch den Kopf und ich verspüre plötzlich das drängende Bedürfnis, meinen inneren Schweinehund, der so voller "What if"s ist, zu überwinden und einfach dort hinunter zu springen.
Was soll schon passieren? Andere Menschen, die dort heruntergesprungen sind, leben auch noch.
Das habe ich schon mit eigenen Augen gesehen.
Ich kann Anne mit meiner Spring-Motivation anstecken, doch letztendlich ist die Erste, die tatsächlich springt.
Ich zähle 91835 Mal bis drei, rede 9094502 in Gedanken den Satz "Hör einfach auf, Angst zu haben" vor mir her, als wäre es eine Mediation, doch irgendetwas in mir wehrt sich noch immer,
dort hinunter zu springen.
Es ist zunächst so, als streike mein Körper, als lege er sich selbst lahm, weil er die Gedanken meines Geistes für absolut verrückt hält und mich schützen will.
Ich kann gar nicht beschreiben, wie viel Adreanlin in diesem Moment durch meinen Körper fließt.
Doch dann schaffe ich es.
Ich springe.
Als ich im Wasser lande, muss ich erst einmal eine halbe Ewigkeit nach oben schwimmen, doch
der Stolz könnte größer nicht sein - ich hab es tatsächlich geschafft!!!
Mit einem Freudenschrei tauche ich schließlich auf und plansche wild im Wasser herum :D.
Und wieder einmal wird mir gezeigt, dass alles nur eine Sache der Überwindung und des Mutes ist.
"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", hämmert es in meinem Kopf - und ich habe definitiv gewonnen. Ich habe meinen inneren Widerstand gebrochen, ich bin über meine Grenzen hinausgegangen. Genau das ist es, was ich mir von meinem Aufenthalt in Neuseeland erhoffte: Mich an neue Ufer heranwagen - und dazu gehört wohl dann auch schon mal ein Sprung in die Tiefe.
Als ich kurze Zeit später über den Moment des Falls nachdenke, fällt mir auf, dass ich mich gar nicht so wirklich darsn "erinnern" kann - ich weiß nur noch, dass ich geschrien habe.
Und dass ich meine Augen wohl irgendwann geschlossen habe. Und dass ich zunächst gar nicht wusste, was ich mit meinem Körper anstellen sollte - bis mir dann einfiel, dass ANSPANNEN keine so schlechte Idee ist.

Was für ein Tag - und das Beste daran: Wir werden zum Abendessen bei der Familie des Menschen, der uns diesen Tag ermöglicht hat, eingeladen, sodass wir danach vollkommen satt unseren Weg nach Takaka einschlagen können, wo wir letztendlich in einem Hippiecamp
einkehren, um dort die Nacht zu verbringen.
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