South Island Part VIII
- steffigeisler
- Jan 15, 2015
- 5 min read
"Hallo! Heute wird mal nicht auf der faulen Haut gelegen!" Das vermittelt uns mein Handywecker, als er uns um neun Uhr mehr oder weniger sanft aus unseren Träumen in die Realität zurück katapuliert. Wir haben Pläne - und das Wetter spielt mit (große Erleichterung macht sich breit!). Nach dem Frühstück und der morgendlichen Körperpflege (so gut wie das eben ohne Dusche geht) geht's dann los: Wir besteigen den "Mount Iron". Ja, ich spreche hier von "besteigen", weil es WIRKLICH steil nach oben geht (zumindest fühlt es sich bei der Hitze so an). Aber letztendlich lohnt es sich: Endlich erhalten wir den Blick auf Wanaka und seinen berühmten See, den wir uns gewünscht und auch erwartet haben.


Und ich lüge nicht, wenn ich sage, dass dies einer der schönsten Ausblicke ist, die ich bisher in Neuseeland genossen habe. Der See ist so wundervoll eingebettet in sanfte Hügel - und auf dem Bild erkennt man auch noch nicht seine vollen Ausmaße. Manche Dinge sind mit der Kamera eben nicht so einzufangen, wie man sie in diesem Moment hätte einfangen wollen. Aber manchmal ist das auch gut so - denn diese Momente sind absolute Unikate, die so in meinem Kopf bleiben, wie ich sie gesehen habe, und nicht so, wie die Kamera sie aufgenommen hat.


Doch da oben haben wir auch unseren Spaß, wie die Bilder zeigen - wir haben ja auch allen Grund zu dazu, uns zu freuen: Das Wetter ist gut, wir wandern endlich (nach einer Woche) mal ein bisschen und sehen dann auch noch ein solches Naturwunder ;) Nach unserer kleinen Hikingtour geht's dann aber weiter Richtung Westen. Als wir uns gestern in der "iSite" (das ist das Informationszentrum, das es hier eigentlich in so gut wie jeder "Stadt" gibt, sogar in den kleinen Dörfchen) ein wenig umgeschaut hatten, stießen wir auf die "Blue Pools" die auf unserem Weg liegen würden, und so entschieden wir, uns das ebenfalls nicht entgehen zu lassen ;)
Auf dem Weg dorthin machen wir aber noch einen kleinen Zwischenstopp - und zwar direkt am Straßenrand, denn da wartet ein weiterer unglaublicher Ausblick eines anderen Sees auf uns:


Hierbei handelt es sich um "Lake Hawea".
Während wir hier noch das gute (heiße) Wetter genießen, zieht es sich auf unserem weiteren Weg in den Westen immer weiter zu, bis es schließlich anfängt zu regnen.
"Na toll", denken wir. Eigentlich hatten Anne und Lea (ich wollte mir das Ganze von Anfang an nur so ansehen!:D) geplant, in den Blue Pools schwimmen zu gehen, doch als wir schließlich dort ankommen, ist es auch unfassbar kühl geworden und die "Blue Pools" entpuppen sich eher als "Green Pools", die man sich nur von einer Brücke aus ansehen kann. Eigentlich handelt es sich auch nur um zwei bestimmte kleine Buchten, die sich von dem Fluss, der den Blue Pools das Wasser "spendet", abgrenzen.


Zu allem Überfluss sind wir nun vollkommen im Sandfly-Gebiet angekommen und haben einen halben Schwarm in unserem Auto,nachdem wir unsere Autotüren öffnen, um zurück ins Innere zu gelangen. Die Stimmung ist nicht besonders toll, und wir beschließen, erst einmal weiterzufahren.
Und dann sitze ich am Steuer. Wir fahren, und fahren, und fahren. Eigentlich gibt es nur eine Straße, man kann nicht viel falsch machen. Lea und Anne sind beide eingeschlafen und ich spüre, wie sich langsam in mir etwas entspannt und ich es gleichzeitig auch genieße, dass um mich herum alles schläft. Das gibt mir in diesem Moment ein Stück Privatsphäre, die ich ganz gut gebrauchen kann. Ich höre Musik und denke über alles und nichts nach und bin dankbar für das Stück "Alleinsein, ohne allein zu sein". Manchmal brauche ich das nämlich. Als wir schließlich circa drei Stunden gefahren sind, wachen die anderen beiden Mädels wieder auf und nach einigen weiteren Minuten sehen wir ein Schild (nachdem auf den letzten 983798 Kilometern keines zu finden war), das irgendwie nicht das anzeigt, was wir sehen wollen. Stattdessen weist es die Richtung zurück nach Wanaka! Hinter uns scheint eine Frau in ihrem Van auch recht verwirrt zu sein - irgendetwas ist hier faul. Da wir uns irgendwo im Nirgendwo befinden, funktionieren auch GPS und Googlemaps nicht, sodass wir zu einem Rastplatz zurückfahren und jemand uns dann letztendlich doch in die richtige Richtung weisen kann. Noch immer bin ich verwirrt von diesem Schild und hoffe, dass wir nun in die richtige Richtung fahren (denn auch hier ist man mit Schildern offensichtlich eher sparsam umgegangen xD)... Doch letztendlich läuft (bzw. fährt) als in die richtige Richtung und wir befinden uns auf dem Weg zum Fox Glacier, wo wir möglicherweise die Nacht verbringen wollen. Aber im Westen ist es kalt. Und wir haben keine Lust auf Kälte. Als wir in Fox Glacier ankommen (eigentlich ist das ein Gletscher, den man besichtigen kann, aber anscheinend wurde der Ort nach diesem Gletscher benannt), entscheiden wir uns erst einmal dafür, etwas zu essen - nach dieser langen Fahrt sind wir hungrig.

Doch dann geht die große Diskussion los: Weiterfahren und die Westküste so schnell wie möglich hinter uns lassen? Oder die Nacht hier verbringen und dann morgen früh weiterfahren? Anne ist nicht so begeistert von dem Vorschlag, weiterzufahren - "Guckt mal, dann kommen wir wieder irgendwo mitten in der Nacht an und dann wird das doch alles wieder total stressig [...]" ist ihr Argument, aber in diesem Falle steht es 2:1 - Lea und ich wollen weiterfahren. Der Tag ist sowieso gelaufen, warum dann nicht noch die Kilometer zurücklegen? Und so fahren wir, ausgestattet mit neu gefüllten Wasserflaschen und einem vollen Magen, weiter. Aber was ist das da am Straßenrand??? Ach, ja Mensch! Ein Hitchhiker! "North" steht auf seinem Schild, ein Junge, ungefähr in unserem Alter - und da wir ja selbst gern mitgenommen werden würden zögert Anne nicht lang und fährt an den Straßenrand. Der Gute kommt aus Belgien, doch seinen Namen verstehe ich leider nicht. Das Einzige, was ich im Kopf habe, ist: Wann steigt der wieder aus? Unser Auto ist definitiv zu klein für eine vierte Person mit einem riesigen Backpack!!! Während Lea und ich uns nach hinten quetschen und mit der Kühlbox kuscheln, unterhält Anne sich mit unserem neuen Bekannten. Wir fahren und fahren, bis wir unser nächstes Ziel - eine öffentliche Dusche auf einem Campingplatz - erreichen. Dann heißt es: für einen Dollar vier Minuten duschen. Das Gefühl, noch Schaum in den Haaren zu haben und plötzlich zu spüren, dass das Wasser kalt wird, will ich gar nicht weiter beschreiben....Meinen zweiten Dollar hatte ich im Auto vergessen...Grrrrrr. Weitere Stunden vergehen und der Belgier sitzt immer noch mit uns im Auto. Es wird dunkel, wir erreichen Greymouth - dieses Ziel hatten wir letztendlich dann angestrebt, jedoch bekomme ich nur vage mit (da ich meine eigene Musik höre und vor mich hindussele), dass wir noch weiter fahren, um einen kostenlosen Campground aufzusuchen. Den gibt's hier nämlich nicht. Irgendwann nachts um halb zwei erreichen wir dann unseren Campingplatz und dürfen - mal wieder im Regen - unser Zelt aufschlagen. Als wir schließlich dann in unsere Schlafsäcke eingekuschelt sind, ist die Erleichterung groß - und statt der erwarteten schlechten Stimmung wird noch der ein oder andere Witz gerissen, bis wir dann schließlich alle einschlafen. Guck mal, Anne, war doch gar nicht so schlimm - und hey, wir sind faaaaaaast aus dem Westen raus und können uns bald auf einen warmen Norden freuen! ;)
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