South Island Part VII
- steffigeisler
- Jan 14, 2015
- 5 min read
Heute heißt es erst einmal: Ausschlafen. Naja. Zumindest für die anderen beiden, denn ich erwache aufgrund von Sauerstoffmangel bereits um 9 Uhr.
Als ich das Zelt leise öffne, erwartet mich eine kühle, frische Luft und sanfter Sonnenschein. Es ist noch sehr ruhig auf dem Campingplatz - und da lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, die Zeit noch ein wenig auf meinem Felsen am Fluss zu genießen. Nach einiger Zeit wachen aber auch die anderen um mich herum auf und dann heißt es:
Auf nach Wanaka! Der Weg ist lang, ein paar Stunden Fahrt, doch das ist kein Problem für uns; wir sind bereits an das ständige Autofahren gewöhnt. Die Fahrt verläuft soweit reibungslos und als wir schließlich in Wanaka ankommen, scheint die Sonne. Noch. Eigentlich hatten wir geplant, in Wanaka irgendwelche Tracks zu laufen, denn Wanaka ist wirklich umgeben von einer malerischen Natur.

Doch zunächst haben wir eine Mission zu erfüllen: Als ein Mensch der mir sehr am Herzen liegt, damals erfuhr, dass ich nach Neuseeland reisen werde, schickte er mir in Facebook den Link eines Bildes, auf dem ein "besonderer" Baum in einer perfekten Szene eingefangen worden war. Er (nicht der Baum :D) sagte mir, dass er an diesem ort gern einmal sein würde und dass ich dort uuuuunbedigt für ihn hinreisen und ein Bld von und mit diesem Baum (bekannt als "Lone Tree") machen sollte. Als ich mir den Ort, an dem der Baum zu finden war, bei Googlemaps ansah, stellte ich zunächst enttäuscht fest, dass er sich auf der Südinsel befand und ich ja bloß auf der Nordinsel leben würde. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, dass ich in meinen Ferien tatsächlich auch den Boden der Südinsel betreten würde. Doch nun ist es so gekommen und ich möchte dieser Person ihren Wunsch sehr gern erfüllen.
Der "Lone Tree" ist leichter zu finden, als ich vermutet hatte. Doch das heißt gleichzeitig auch, dass der Ort, an dem sich dieser Baum befindet, nicht so spektakulär ist, wie man es nach Ansehen der Bilder erwartet hätte. In gewisser Hinsicht bin ich dann schließlich auch enttäuscht, als ich den Baum erblicke. In Wirklichkeit ist er kleiner, als er auf den Bildern erscheint. Und mal wieder wird mir deutlich bewusst, dass Bilder oftmals die tatsächliche Wahrnehmung für die Realität vollkommen verstellen können. Gerade in Zeiten von manuellen Bildbearbeitungsprogrammen sollte man vorsichtig sein mit dem, was man im Internet auf Bildern zu sehen bekommt. Außerdem spielen das Wetter bzw. die Lichtverhältnisse eine große Rolle in Bezug auf die Wirkung eines geschossenen Fotos. Ein sehr gutes Beispiel ist da vor allem auch die Farbe des Meeres, eines Sees, Flusses oder Baches. Das Wasser reflektiert - und sobald der Himmel in hellem Blau erscheint, so ist das Wasser umso blauer... Ist der Himmel wolkenbehangen, wirkt das Wasser eher...grau. Nunja, so viel zu meinem Erlebnis mit dem "Lone Tree", der im Lake Wanaka so ganz "random" herausragt. Der Wille zählt - meine Mission und somit auch den Wunsch habe ich erfüllt.


Und dann geht's weiter...Leider ist das Wetter während unserer Besichtigung des "Lone Trees" umgeschlagen, sodass wir bei bedecktem Himmel und kühlem Wind recht wenig Motivation verspüren, noch wandern zu gehen (im Stillen haben wir uns auch gefragt, ob überall dort, wo wir ankommen, das Wetter plötzlich schlecht wird xD!!!), abgesehen von unserer Motivation fühlen wir uns aber auch alle recht zerschlagen, unsere Körper lechzen weiterhin nach einer Pause. Wir entscheiden uns dafür, den verbleibenden Tag dementsprechend recht entspannt anzugehen und dazu gehört auch, ausnahmsweise mal einen Campingplatz aufzusuchen, bevor die Nacht einbricht und das Zelt bei Sturm und Regen in der Dunkelheit aufgebaut werden muss.

Recht schnell werden wir fündig - unsere heutige Übernachtungsstätte liegt erneut an einem Fluss, doch mein Versuch, mich am Wasser zu entspannen, scheitert an den vielen "Sandflies" (man merkt schon, dass wir im Wesen angekommen sind, denn der ist für die Sandfly-Plage bekannt; Sandflies kann man mit unseren Stechmücken vergleichen, aber hier gibt es einfach 293587203206, die sich auf neues und unbekanntes Blut nur so stürzen ;) ), denn ich verliere schnell die Lust daran, alle zwei Sekunden auf meine Arme und Beine zu schlagen, um die kleinen miesen Viecher zu erwischen, bevor sie mich aussaugen und einen juckenden Stich hinterlassen. Durch einen Prospekt, den ich mir aus Langeweile während der Autofahrt angesehen hatte, erfuhr ich von einem ganz besonderen Kino, das sich direkt in Wanaka befindet: Auf dem eingefügten Bild sah man einen Kino"Saal", der nicht mit Sitzen, sondern mit Sofas ausgestattet war. Da wir nichts Besonderes geplant haben, schlage ich vor, einen gemütlichen Abend in diesem Kino zu verbringen und spontan willigen Lea und Anne ein. Womit wir nicht gerechnet hatten: Das Kino ist sehr bekannt und vor allem BELIEBT, sodass wir letztendlich keine Karten mehr für den Film um 18.00 bekommen. Nach kurzem Fluchen und einem sich im Kreis drehenden Hin-und Her-Überlegen entscheiden wir uns dann aber schließlich dafür, einfach etwas mehr als zwei Stunden später den nächsten Film zu schauen. Eigentlich hätte uns der Film um 18.00 Uhr mehr interessiert, aber "Birdman" wird ja vielleicht auch ganz gut. In diesem Moment ist es mir egal, was wir uns ansehen - ich will einfach nur den Abend in diesem Kino verbringen und letztendlich scheinen die anderen das auch so zu sehen. Schließlich erhalten wir unsere Tickets, doch was macht man nun noch, um die Zeit zu überbrücken? Ja, genau. Erst mal einen Cappuccino trinken. Also ich zumindest. Ich bin nämlich ECHT müde. Doch anscheinend habe ich den verkäufer in einer schwachen Sekunde erwischt, sodass ich zunächst prompt vergessen werde. "Kann ich euch irgendwie helfen?", fragt er, als wir nach einigen Minuten immer noch dort ein wenig awkward herum stehen, und als ich dann erwähne, dass ich vor einigen Minuten einen Cappuccino bestellt habe, scheint es ihm wie Schuppen von den Augen zu fallen und es tut ihm so leid, dass ich mir sogar noch ein homemade-Eis aussuchen darf! Jackpot! Aber dann geht das Warten los, und die die Zeit scheint nicht zu vergehen. Wir finden ein Spiel mit komischen Spielsteinen und ein Domino-Game, was uns einige Blicke auf die Uhr erspart. Eine halbe Stunde vor Beginn unseres Filmes drappieren wir uns dann schließlich vor dem Eingang zum einzigen Kinosaal, um auch wirklich sichergehen zu können, dass wir gute Plätze bekommen werden - hier ist nämlich freie Platzwahl (so wie in den anderen neuseeländischen Kinos auch). Als ich dann schließlich mit Anne und Lea auf der Couch sitze, die wir ergattert haben, komme ich so vor, als säße ich zu Hause auf dem Sofa und würde mir einen Samstag-Abend-Film im Fernsehen anschauen.
Nur auf einer sehr großen Leinwand und mit deutlich mehr Menschen um mich herum. Diese Art von Heimatgefühl schätze ich in diesem Moment sehr. Der Film ("Birdman") ist absolut weird, aber irgendwie auch ein Stück Filmkunst. Jedenfalls kein typischer Mainstreamkitsch oder irgendeiner dieser Action-Filme, in denen ja doch immer nur Gut versus Böse kämpft.
Dieser Film ist (vor allem verbunden mit diesem Kino) schon etwas Besonderes. Auch wenn wir nach dem Film einfach nur vollgeFRESSEN sind (man konnte sich vor dem Film sein Dinner bestellen, das einem dann während der Pause auf den Tischen außerhalb des Kinosaals serviert wurde) - denn die Menge, die wir uns da gegönnt haben, hatten wir leider falsch eingeschätzt xD. Nachdem der Film beendet ist, suchen alle Gäste so langsam das Weite und ich bin die letzte Person im Kino. Und eigentlich wäre ich auch gern noch länger geblieben, wenn da nicht einer der Mitarbeiter (übrigens der, der meinen Cappuccino vergessen hat!!) hineingekommen und mich gefragt hätte, ob bei mir alles in ordnung sei xD. Natürlich war bei mir alles in Ordnung - ich hatte im schneidersitz auf der couch eines Kinosaals gesessen, der schönsten Version der Welt von "500 Miles" gelauscht und den Moment, in dem ich der Hektik da draußen entgehen konnte, genossen.

Das tat sehr gut. Und so endet der siebte Tag - der Ausklang der ersten Woche auf der Südinsel - mit einem Gefühl absoluter Zufriedenheit.
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