South Island - Part IV
- steffigeisler
- Jan 11, 2015
- 6 min read
"Ich will ja jetzt nicht einfach so hier hereinplatzen, aber in zehn Minuten wird vermutlich ein Ranger kommen und überprüfen, ob hier auch niemand zeltet - nich, dass ihr dann jetzt irgendwie Strafe zahlen müsst..." So werden wir an diesem Morgen um 7:50 Uhr unsanft aus dem sowieso nicht wirklich vorhandenen Schlaf gerissen (aufgrund des Regens und Windes war es die ganze Nacht lang unfassbar LAUT, sodass ich dachte, dass unser Zelt gleich wegfliegt) und dann heißt es: im Rekordtempo nach einer absolut miserablen Nacht das Zelt abbauen und jeglichen Kram ins Auto schaffen. Dabei möchte ich betonen: Nicht der Abbau des Zeltes in der kurzen Zeit ist die Herausforderung - nein, alles in unser Miniauto zu verfrachten stellt sich als großes Hindernis heraus. So ziemlich genau um acht Uhr glauben wir dann, dass alles geschafft wäre. Und wir fahren los. Kkkkkkrrrrrrrrrrrrrrrr. Ein lautes Kratzen...oder was auch immer. Das Geräusch ist unbeschreiblich. Warum die, die neben uns geparkt haben plötzlich anfangen zu lachen, sollen wir dann kurze Zeit später herausfinden. Wir schieben schon Panik, dass wir auf einen Stein gefahren sind und das Auto demoliert haben (was zu unserer misslichen Lage definitiv gepasst hätte) - aber nein, so schlimm ist es nicht: Als wir aussteigen, wartet ein unfassbar zerknautschter Kochtopf auf uns - und die Situation war so weird, awkward und ridiculous, dass wir einfach nicht anders können, als in schallendes Gelächter auszubrechen :D.

Somit haben wir dem "Campingplatz" am Morgen noch einen fröhlichen Schubs verpasst, der wohl zur allgemeinen Aufwach-Stimmung beiträgt ;-) Wir beschließen schließlich, erst einmal wieder zurück zu unserem ursprünglichen Campingplatz zu fahren, um dort zu frühstücken. Dort erwartet uns dann eine kleine Überraschung, die uns nach diesem Morgen das Herz erwärmt - und auch den Bauch, denn das nette Ehepaar von gestern Abend hat die Nacht in seinem Motorhome verbracht und ist schon wach, als wir ankommen. NATÜRLICH kommen wir mit ihnen auch wieder ins Gespräch - die beiden wollen ja wissen, was die Mädels schon wieder hierher verschlägt und wie ihre Nacht denn so war. Nach der Erklärung unserer Lage entschuldigen die beiden sich erst einmal dafür, uns eine falsche Adresse gegeben zu haben und bieten uns spontan eine heiße Schokolade an, zu der wir nicht Nein sagen können ;-)

Und prompt kommt doch der Mann des Ehepaares nach ein paar Minuten mit der leckersten Hot Chocolate der Welt an - zwar gekauft, aber einfach unfaaaaaassbar wohltuend :D NAch diesem "Muntermacher" und einem Frühstück (wie immer bestehend aus Müsli mit Milch:D) geht's dann auf zur Besichtigung Dunedins. Auch hier gibt es - wie in Oamaru - recht viele "alte" und sehenswerte Gebäude, und hier sind die beiden markanten Kirchen sogar geöffnet. Doch was von außen prachtvoll aussieht, enttäuscht von innen sehr. Die Kirchen hier sind anders als in Deutschland.


Hier sind sie alle irgendwie...moderner...und das nimmt dem Ganzen eine Menge Flair. In einer Kirche sind Flachbildfernseher an der Wand angebracht und der Boden besteht aus Teppich. Wie komisch die Akustik da drinnen ist, kann man sich ja vorstellen... Doch trotzdem war ich so frech und setzte mich einfach an den dort herumstehenden Flügel und schaffte es, drei Töne zu spielen, bevor sich eine Frau, die offensichtlich dafür zuständig war, für Ordnung zu sorgen und Souvenirs (IN der Kirche!!) zu verkaufen, regte und ich die Gefahr witterte :D Dementsprechend verabschiedete ich mich schnell von dem (nicht einmal gut klingenden) Flügel und wir verschwanden schnell aus der Kirche.
Nachdem wir dann etwas weiter durch die Stadt geschlendert sind, beschließen wir, dass es doch nun Zeit für eine Schlossbesichtigung ist - ganz in der Nähe befindet sich nämlich das einzige Schloss bzw. die einzige Burg Neuseelands.


Unser Weg dorthin führt durch eine malerische Natur, doch mehr sollten wir dann auch nicht sehen, denn als wir die Preise am Eingang betrachten, man uns als "poor volunteer" auch keinen Rabatt geben will und der Pförtner dazu kommentiert, dass man ja heutzutage "nichts umsonst" bekäme, stellt sich bei uns eher Fluchtstimmung ein... Schnell drehen wir also um - und ich bin unfassbar enttäuscht. Ich wollte unbedingt diese Burg besichtigen, doch 35 Dollar sind dann doch eine Nummer zu hoch. Doch schon kurz darauf halten wir spontan bei einem Schild, das uns freien Eintritt zu einem Garten und einer Kunstgalerie verspricht.

Und so kommt es dann auch: Um die Galerie betrachten zu können, müssen wir eine Klingel betätigen. Kurz darauf erscheint ein niedlicher, älterer Herr, der uns die Tür aufschließt - die Bilder malt seine Frau, die wir kurz darauf auch kennenlernen. Von einem Bild kann ich meinen Blick nicht abwenden und teile dies auch der Künstlerin mit. Es ist sooo interessant, als sie dann schließlich auch etwas zu diesem Bild erklärt und in diesem Moment bin ich froh, dass ich mich nicht mit 375029875 Menschen auf der Burg befinde, sondern ganz persönlich mit dieser Frau sprechen kann. Nach der Galeriebesichtigung schauen wir uns dan noch den Garten an, der wirklich schön hergerichtet ist und mir gleichzeitig ein wenig Heimatgefühl vermittelt - ich fühle mich wie in Omas Garten und denke bei jedem Foto, das ich von einer schönen Blume mache daran, dass ich dies auf jeden Fall den Omas zeigen muss, wenn ich wieder zu Hause bin.


Nach einiger Zeit verabschieden wir uns dann schließlich von dem netten Ehepaar und nehmen den Tipp der Künstlerin an, doch mal beim Albatross-Encounter vorbeizuschauen.Als wir dort ankommen, treffen wir wieder einmal auf viele Touristen...aber auf noch mehr Möven - die sind überall, sogar auf den parkenden Autos.Doch Mangelware ist dann die Hauptattraktion selbst: ich sehe nur einen Albatross (zumindest glaube ich, dass es einer war) - das liegt aber vermutlich daran, dass es an diesem Tag nicht windig genug ist.Man erklärte uns nämlich, dass diese Vögel gleiten und nicht mit den Flügeln schlagen.Und nach dieser nicht ganz so erfolgreichen Besichtigung geht es dann weiter Richtung Süden - aber nicht über den Highway, sondern über die Scenic Route, die uns die Frau in der Kunstgalerie empfohlen hatte.Wir werden nicht enttäuscht. Absolut nicht.
Der Himmel klärt sich mit jedem zurückgelegten Kilometer auf, und schließlich erreichen wir den "Kaka Point". Was sich erst einmal ein wenig...lustig anhört, ist es absolut wert, um anzuhalten und auszusteigen. Es ist warm und ein kilometerlanger Sandstrand, an dem langsam und sanft die Wellen auslaufen, erscheint. Alles ist wundervoll. Alles ist perfekt.



Immer wieder ist es unglaublich, wie sprachlos Natur machen kann. Es muss gar nichts passieren - es reicht schon, dass sie einfach nur da ist. Ein wenig werde ich aus meinem Moment gerissen, als Anne uns etwas zuruft, das ich nicht verstehe und mit dem Finger auf etwas deutet, das ich nicht erkennen kann, sich aber bei einer Annäherung als Seehund entpuppt. Dieser Seehund ist wohl dort gestrandet - wir können ganz nah an ihn herangehen, doch ihm scheint es nicht gut zu gehen, sonst hätte er sich verteidigt. Um ihn herum fliegen auch schon eine Menge Fliegen und ein Auge bekommt er gar nicht mehr richtig auf. Es ist recht offensichtlich: Dieser Seehund wird bald sterben. In diesem Moment fühle ich mich machtlos. Gern würde ich diesem Tier helfen - einfach nur da zu stehen und nichts tun zu können ist...komisch. Aber der Gedanke, dass das nun eben die Natur und der Kreislauf des Lebens ist, tröstet mich etwas. Dass dieser Seehund jedoch ein recht qualvoller, wenn auch ruhiger Tod bevorsteht, hebt meine Stimmung insgesamt dann doch nicht. Nachdem wir uns dann vom "Kaka Point" verabschiedet haben, geht es auf zum "Nugget Point", der ebenfalls bei einem Leuchtturm einen atemberaubenden Ausblick auf die Natur Neuseelands gewährt.




Außerdem bricht langsam dann auch die Dämmerung ein und das heißt: perfekte Zeit zum Pinguine-gucken! Doch haben wir auch dieses Mal kein Glück..."nur" ein paar Seehunde bekommen wir wieder zu Gesicht, bevor es dann aufgrund der Dunkelheit fast gar nichts mehr zu sehen gibt.

Nicht ganz zufrieden wollen wir uns dann Richtung Campingplatz bewegen, aber der ist noch recht weit entfernt. Das bedeutet: Lange in der Dunkelheit durch die verlassenen Straßen (eigentlich ist es nur eine Hauptstraße) fahren... Wir sind alle müde und Autofahren bei Nacht ist creepy - vor allem sieht man sehr viele Opossums (und die Viecher sind echt groß!! Und lassen sich gern überfahren...Zum Glück haben wir aber keins mitgenommen ;)) Letztendlich kommen wir gegen Mitternacht dann doch im Regen auf unserem Campingplatz an und bauen unser Zelt im Eiltempo auf. Im Regen zelten ist echt keine spaßíge Angelegenheit. Aber auch dies haben wir letztendlich gemeistert ;)
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