Happy Birthday - 1 Monat New Zealand

EIN MONAT NEUSEELAND!

-->Mein Weg zur Arbeit und wieder zurück

-->Ein Teil des Gartens des Hauses, in dem ich arbeite

-->Kurz vor dem Abendessen im McGowan Haus, Zane (einer der "Residents" hat mit mir

den Tisch gedeckt :P

30. September - puh, nun bin ich schon einen ganzen Monat hier, das ist für mich kaum zu glauben, die Zeit verfliegt unfassbar schnell... Ein Monat Neuseeland; schon in einige abenteuerliche Geschichten verflochten gewesen, schon viel Wunderbares gesehen, mittlerweile in einen Alltag eingebunden, Teil einer neu aufgebauten Gemeinschaft geworden, eingelebt in meinem Zimmer, sodass ich, wenn ich von "Wharerangi" (so heißt unser Wohnhaus) spreche, "zu Hause" sage, oft mit anderen die Küche geputzt und abgewaschen, oft abends mit anderen zusammen am Feuer im Livingroom gesessen und bei Kerzenschein Gitarre gespielt, oft gearbeitet und mich an die Kids und an die Arbeit mit ihnen gewöhnt, Zeit für mich genommen. Das Leben hier unterscheidet sich aber eigentlich nur in einem Punkt von meinem Leben in Deutschland: Man macht sich hier genau bewusst, dass diese Zeit begrenzt ist und dass man so viel wie möglich erleben möchte - und trotzdem ist man hier eigentlich nicht gestresst, denn das Leben hier ist sanfter, ruhiger und gelassener als zu Hause in Deutschland. Allein die Natur hat schon eine unglaublich beruhigende Wirkung auf den Menschen und wie ich bereits schon mal (glaube ich zumindest) erwähnt habe, ist die Mentalität der Neuseeländer auch etwas anders als in Deutschland. Hier geht es nicht darum, dass alles möglichst perfekt laufen muss und es strikte Deadlines für bestimmte Dinge gibt...Hier geht es irgendwie mehr darum, bewusst zu leben und sich nicht so viel Stress, nicht so viele Gedanken zu machen. Wenn du hier Hilfe brauchst, dann bekommst du sie - früher oder später. Wenn du aus dem Haus gehst, in die Stadt gehst oder einen Spaziergang machst, wirst du meistens gegrüßt. Und zwar nicht aus Höflichkeit, sondern aus Freundlichkeit. Kommst du in ein Geschäft und willst zahlen, wirst du an der Kasse gefragt, wie es dir geht und du wirst kurzerhand in ein kleines Gespräch verwickelt. Gehst du zur Bank oder zur Post, dann tragen die Angestellten keine Namensschilder mit "Frau Nachname", sondern kurzerhand mit ihrem Vornamen. Das liebe ich an diesem Land; hier herrscht eine ehrliche Herzlichkeit, die man sich im deutschen Konkurrenzkampf und der deutschen Disziplin und Diskretion niemals vorstellen könnte... Nun möchte ich noch ein wenig über die Arbeit mit den Kids erzählen, denn mittlerweile konnte ich mir schon ein besseres Bild von allem, was zu meiner Arbeit gehört, machen. Zunächst einmal: Wer diese Arbeit verrichtet, sollte erstens eine gehörige Portion Geduld haben, offen für Besonderes und für Andersartigkeit sein, keine Berührungsängste haben, Durchhaltevermögen beweisen, eine Menge Humor haben, Worte wie "don't" und "No" aus seinem Wortschatz streichen und sehr, sehr, sehr gelassen sein. Nun mögen sich vielleicht einige fragen, was die gehörige Portion Humor bei der Arbeit zu suchen hat. Das kann ich ganz genau beantworten: Die Kids sind anders, sie kommunizieren nicht wie wir - aus unserem Haus kann kein einziges Kind sprechen, doch man kann jedes einzelne an einem bestimmten Klang erkennen (das findet man nach einer Weile heraus). Und Humor und Gelassenheit sollten zusammenfließen, wenn man mit einem Kind zur Toilette geht, "no result" erzielt und eben dieses Kind dreißig Sekunden später, sobald wir in seinem Zimmer angekomemn sind, in die Hose macht. Und dann auch noch wie der fröhlichste Mensch der Welt lacht. Haha. Ich bin eigentlich ein sehr geduldiger Mensch, doch die Gelassenheit fehlt auch mir dann manchmal - hier werde ich gerade also sehr darauf trainiert, in solchen Situationen einfach mitlachen zu können und den Frechdachs schließlich zu säubern ;-) In solchen Momenten muss man aufhören, "Oh ne, warum hättest du nicht jetzt einfach ins Klo pinkeln können?!" zu denken. Viel mehr sollte man positive Gedanken wie "Okay, Shit happens, ab in die Dusche, jetzt gibt's ne schöne kleine Reinigung für dich, Kleiner!" entwickeln, und da befinde ich mich gerade glaube ich auf einem ganz gut Weg :D Insgesamt kommt es mir oft (nicht immer - vor allem nicht, wenn ich abends spät ins Bett gegangen bin und dann am nächsten Morgen am liebsten liegen bleiben würde xD) irgendwie so vor, als würde ich morgens nicht unbedingt zur Arbeit gehen, sondern mich mit einer großen Familie beschäftigen. Denn die Mitarbeiter und Kids sind in diesem Haus für mich wie eine Art Familie, die Kids werden versorgt: Wir wecken sie, helfen ihnen beim Anziehen, Duschen oder Baden, essen mit ihnen gemeinsam, zelebrieren einen kleinen "Morning Circle", helfen ihnen beim Zähneputzen, bringen sie zur Schule, holen sie wieder ab, machen lange Spaziergänge und Ausflüge mit ihnen, essen mit ihnen zu Abend, singen mit ihnen, gehen mit ihnen schwimmen, bringen sie ins Bett. Wir leben mit ihnen gemeinsam, das Verhältnis ist nicht nur unbedingt eins zwischen Klient und "Arbeiter"...Das fühlt sich - auch wenn ich wirklich betonen kann, dass der Job teilweise sehr anstrengend ist (es kommt immer auf das Kind an, mit dem ich arbeite: eines braucht 100% meiner Aufmerksamkeit und ist extrem abhängig und unselbstständig, wohingegen zwei andere Kinder darauf hören, wenn ich "Pick up your towl" oder "Go to the toilet" oder "Take on your clothes" o.Ä. sage) schon irgendwie gut und...hm...sehr angenehm an. So, das war's erst mal wieder; ich entschuldige mich noch einmal dafür, dass Einträge oftmals erst später kommen, aber durch die schlechte Internetverbindung muss ich immer den richtigen Moment abpassen (damit die Verbindung gut ist, müssen möglichst viele außer Haus sein und da ich heute, bedingt durch die Ferien, die meine Arbeitszeiten etwas verändert haben, schon am Nachmittag frei habe und die meisten anderen irgendwie nicht, passt das mal ganz gut ;-)) und der kommt zurzeit irgendwie recht selten. Einen schönen letzten Septembertag wünsche ich allen! :)