Pure Adventure!
- steffigeisler
- Sep 20, 2014
- 4 min read


Wow - was für ein Wochenende! Okay, vielleicht sollte ich lieber direkt sagen: wow - was für ein ABENTEUER! An diesem Samstag haben wir unsere erste "Hiking-tour" gestartet; eigentlich wollten wir "nur" zu einem Wasserfall wandern, vielleicht ein, zwei Stündchen ganz gemütlich umherschwirren, die Natur bestaunen und dann wieder zurückkehren. Den atemberaubenden Ausblick auf den wuchtigen Wasserfall haben wir auch genießen können, doch anstatt nach diesem Ausflug wieder zurückzukehren, entschieden wir uns - leichtsinnigund abenteuerlustig, wie man in Neuseeland eben schnell mal sein kann - dafür, eine neue Route zu wählen, die uns hinter einer kleinen Brücke erwartete und ausdrücklich nur für"experienced walker" geeigent war. Wir haben uns stark gefühlt, soooo stark, dass wir natürlich dachten "Ach, was kann uns so ein Wanderweg für 'experienced walker' schon anhaben" und dann ging's halt los. Ab in den Busch, ab durch's Gestrüpp, immer weiter nach oben, und noch weiter, und noch weiter und der Weg nach oben schien gar kein Ende zu nehmen... Schon dort bin ich richtig ins Schwitzen gekommen, das war nämlich eigentlich zu Beginn erst mal mehr Bergsteigen als Wandern. Aber wie gesagt - dies ist ja auch keine Route für Anfänger. Und das wir sind in dieser Hinsicht. Definitiv. :D Ständig warteten kleine Hindernisse auf uns: Sehr enge Pfade, mal ganz steil in Richtung Bergspitze, mal in Richtung Abgrund (Mama, du hättest da zu viel gekriegt:D) und dann kam glücklicherweise ab und zu mal ein kleiner Abschnitt, in dem es einfach nur gerade aus ging, ohne große Ansteigungen (Danke für diese Verschnaufpausen...). Und wir wanderten und wanderten, ohne Karte, einfach den orangen Dreiecken, die uns wohl irgendwie den Weg weisen sollten, wo auch immer er auch hinführen mochte, nach und ohne aufzugeben - denn niemand war interessiert daran, umzukehren, auch wenn wir tief in unserem Inneren wahrscheinlich schon wussten, dass wir uns mit jedem weiteren Schritt weiter von dem Parkplatz, auf dem unser Auto geduldig wartete, entfernten. Also liefen wir weiter, überquerten kleine Bäche und einen vielleicht drei Meiter breiten Fluss (Ich danke Felix für den Wanderstock, den er im Wald gefunden und schließlich gefragt hat, wer ihn haben wollte - und da hab ich natürlich zugeschlagen; war ein echt treuer Gefährte!!! Ich habe ihn gehütet wie meinen Augapfel...), wanderten durch die Natur, die sich wie ein wahrer Djungel um uns schlung (und uns irgendwie auch ein wenig VERschlung) und warteten mehr oder weniger geduldig auf das Ende des Tunnels... Aber da kam vorerst keins.


Nicht nach einer Stunde, nicht nach zwei, nicht nach drei. Kleine Pausen retteten unser Leben - und auch wenn wir teilweise wunderschöne Aussichten auf die Natur hatten, die sich um uns herum erhob, so wanderte man nach einiger Zeit nur noch Trance-artig hinter den anderen her, ohne etwas zu denken, ohne etwas zu fühlen. Dieses Gefühl ist eigentlich gar nicht das schlechteste - es kann auch sehr entspannend sein, einfach an nichts zu denken. In diesem Moment lag der Fokus allein auf dem Laufen, auf dem Vorankommen. Konzentration - hier die nächste Wurzel, über die man stolpern könnte, hier der nächste Baum, an dem ich mich festhalten muss, um nicht hinzufallen. Hier ein Ast, an dem ich mich festhalten kann, damit ich den Weg nach oben meistern kann. Und irgendwann kam das Licht am Ende des Tunnels. Aber leider war's ein trügerisches. Denn wir waren ungefähr am anderen Ende unseres Parkplatzes angelangt und hatten wir genau drei Möglichkeiten: in die eine Richtung der Schotterstraße zu wandern, in die andere Richtung der Schotterstraße zu wandern oder den Weg, auf dem wir hergekommen waren, wieder zurückzulaufen. Die dritte Möglichkeit wurde sofort ausgeschlossen, diese Strecke hätte niemand von uns erneut meistern können - bis zu unserem Auto wären es erneut 5 Stunden Fußmarsch gewesen (3-4 Stunden "experienced walker-path" plus vielleicht 1- 1 1/2 Stunden die Route vom Wasserfall zurück zum Auto)... Also entschieden wir uns, der Schotterstraße in einer Richtung zu folgen. Und wir liefen und liefen und liefen...Liefen in der schönsten Natur, atemberaubenden Hügeln, unendlicher Weite und weißen Akzenten, die durch Schafe geschaffen wurden. Doch nirgendwo ein Haus, nirgendwo Menschenleben, nirgendwo ein Zeichen, das uns zeigte, wo wir uns befanden.

Und das allerschlimmste war in diesem Moment wohl: absolut KEIN HAndynetz! Kein normales Netz, kein Internet. Ab und zu konnten wir ein GPS-Signal empfangen, doch das war auch nicht immer so korrekt, sodass wir nach eineinhalb Stunden zunächst glaubten, wir seien eineinhalb Stunden in die falsche Richtung gewandert, was sich dann allerdings als falsch erwies, denn ein Lichtblick war ein Auto mit Menschen, die uns sagten, Ja, wir seien auf dem richtigen Wegzur "Main road"... Und schließlich wanderten wir weiter. Für uns war es ein unglaublicher Fortschritt, zu wissen, dass wir auf dem Weg zur Hauptstraße waren. Vielleicht könnte uns ja da ein AUto aufsammeln? Unsere Hoffnung war geweckt...jedoch nicht besonders lang. Natürlich wanderten wir weiter (etwas anderes blieb uns ja auch nicht übrig), doch wir alle waren hungrig, durstig, und es war bereits 5pm und es begann schon langsam zu dämmern...es wurde kalt. Und windig. SEHR windig. Dann realisierten wir: wir sind einfach mal komplett verloren :D... Doch wisst ihr, was das Schöne an der Situation war? Niemand rastete aus, niemand zeigte offen Panik, niemand gab irgendjemandem die Schuld für irgendetwas, alle versuchten das Beste aus der Situation zu machen, und das war cool. Plötzlich hatte einer von uns dann mal für kurze Zeit Handyempfang, sodass er unserem Caretaker Robert eine SMS schicken konnte, dass wir Hilfe brauchen, weil wir echt verloren sind. Doch kurz nachdem diese SMS verschickt worden war, sollte uns das größte und unfassbarste Wunder des Tages erwarten: Ein Auto mit einigen Jugendlichen, die einfach total offen und hilfsbereit waren und uns kurzerhand nachdem wir ihnen unsere missliche Lage erklärt hatten, auf die Ladefläche ihres Pickups luden und losfuhren. Die Fahrt glich einer Achterbahnfahrt - ich habe mich gefragt, ob Einheimische immer so fahren, aber es war schon ein echtes Erlebnis, auf einer Ladefläche durch Neuseeland zu jagen, mit weiteren 7 Leuten plus den Jugendlichen, die sowieso schon im Auto saßen... :D In diesem Moment war einfach alles so unglaublich, ich konnte einfach nicht glauben, dass wir ein solches Glück haben können :D Und tatsächlich brachten uns diese Jugendlichen zurück zu unserem Auto - und als wir schließlich auf dem Heimweg waren, verspürte ich die größte Dankbarkeit meines Lebens... Doch trotzdem konnte ich am Abend noch immer nicht realisieren, dass uns ein solches Wunder ereilen konnte.
Comments